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RE: Die große Toröffnung

#61 von queeny , 21.11.2014 20:00

Dann fahre mal Maurerporsche, Altberlin. Da denkste fast, dass es nur ein Zentimeter bis zur Straßendecke ist.


Die Sehnsucht reist weit durch's Universum bis in die Unendlichkeit.

 
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RE: Die große Toröffnung

#62 von Weinböhlaer , 21.11.2014 20:11

Ich habe fast 10 Jahre als Fahrlehrer auf dem Trabbi geschult, es reicht.


Sparen heißt hungern für die Erben....

 
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RE: Die große Toröffnung

#63 von joesachse , 21.11.2014 20:17

Ich habe meinen Führereschein fürs Auto erst 1990 gemacht. Hätte ja dann 1993 meinen Wartburg bekommen
Da hatte ich dann schon einen BMW als Dienstwagen.
Ich bin einmal in einem Trabant Kübel gefahren, war irgendwie witzig.


Jede Geschichte hat vier Seiten. Deine Seite, Ihre Seite, die Wahrheit und das, was wirklich passiert ist.(Bruce Sterling)

 
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RE: Die große Toröffnung

#64 von Buhli , 21.11.2014 22:46

Wenn die Prozentzahl, Hergestellt/noch übrig aufgestellt wird, wird sich der Trabbi mit Sicherheit nach oben bewegen. Bei den paar Vehikeln, die gebaut wurden.


Nehmt euer Herz in beide Hände, und macht was draus. (Zitat von Lutz Bertram. Ehemaliger blinder DT64 Moderator, den leider die Stasi in ihre Fänge bekam)
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RE: Die große Toröffnung

#65 von Gogelmosch , 22.11.2014 06:27

Da war noch alles "handgeschmiedet, vom Bodenblech bis zum fertigen Phenolharzbomber
und nicht durch Roboter zusammengetackert.
Besucht doch einfach mal das "August Horch Museum" in Zwickau und erfahrt etwas über
die Automobilgeschichte in der Region. Es lohnt sich wirklich.
http://de.wikipedia.org/wiki/Trabant_(Pkw)#Modelle
http://www.auto-motor-und-sport.de/news/...pe-8388742.html


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RE: Die große Toröffnung

#66 von Ilrak , 22.11.2014 19:06

Ich habe eine DVD über die Trabant-Produktion ( über W50 und Tatra übrigens auch ).
Es ist erschütternd zu sehen, wie leichtsinnig mit der Gesundheit der Mitarbeiter
umgegangen wurde, besonders bei den Textilfasern und dem Phenolharz.
Ich würde mich nicht wundern, wenn die Krebsrate in Zwickau und Umgebung außergewöhnlich
hoch ist, da wurde fast ausschließlich ohne Atemschutz gearbeitet, in der Lackiererei
- Spritzroboter hin und her - ebenso . Allerdings war wohl auch im Westen
zu dieser Zeit ( Mitte/Ende 80er ) Arbeitsschutz auch noch nicht en vogue.
Hier in der Stadt fährt ein Tatra 603 rum, immer wieder ein schöner Anblick.


Vorbeugen ist besser als nach hinten fallen.

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RE: Die große Toröffnung

#67 von Hansrudi , 22.11.2014 20:45

Und heute , wie sieht es da mit dem Gesundheitsschutz aus ? Werden demnächst vor Discos Ohropax verteilt , damit man sich besser unterhalten kann ?

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RE: Die große Toröffnung

#68 von Buhli , 22.11.2014 22:48

Irak, es gibt noch andere Bereiche, in den einfach das fehlende Wissen über eventuelle Folgen, Nachfolgeschäden hervorbrachten. Contergan in der BRD und Wismut in der DDR, seien da mal genannt. Aber nur die einen haben da was falsch gemacht. Bei den anderen war es nur ein Wirtschaftsskandal. Wie mit evtl. Wismut Nachfolgeschäden heute umgegangen wird, weiß ich nicht. Die Medien bringen im Moment nicht viel. Contergan taucht doch hin und wieder mal auf. Da staune ich schon.
Gogelmosch, ein Pfleger aus dem Esslinger KH, Zwickauer, schwärmte auch vom Horch-Museum. Man muss sich wirklich mal dahin begeben, wenns mal wieder in die Heimat geht.


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RE: Die große Toröffnung

#69 von Gogelmosch , 23.11.2014 16:28

Arbeitsschutz - was war denn das schon wieder?
Im Sachsenring und in der Papierbude waren die Unfallzahlen relativ hoch. Angefangen bei
Unfällen im FB Pressbereich, wo u.U. auch mal ein Mensch zu einem Bodenblech umgeformt
wurde, über Unfälle im Flourlager, ausgiebiges Bad in der Galvanik, leichtsinniger
Umgang mit Trichlor, habe selbst einen Kollegen im KH gesehen, der an Nierenkrebs nicht
gestorben ist, sondern jämmerlich verreckt.
Lungenkranke durch Phenolharze bis hin Verletzungen im Fussbereich durch Kettenzug an
der Taktstraße.
In der Papierbude wurden zwei Mitarbeiterinnen zu Zellulose zerkocht, Gasunfälle durch
Schwefeldioxid, das Größte durch eine defekte Pumpe im Chlorlager-dabei musste der
gesamte Ort evakuiert werden und zig Feuerwehren aus der Umgebung mussten das Gas
berieseln, damit sich verdünnte HCl bildete oder mal ein abgerissenes Körperteil war
drin. Häufigste Ursache fehlender Arbeitsschutz und Sauferei am Arbeitsplatz. Beim ersten Unfall der Beschickerin war ich selbst mit im Rettungsteam und habe nach Abkühlung und
Drucklosigkeit des Kessels selbst mit nach den verbliebenen Knochen mitgesucht.
Das sind Unfälle, die fast nie irgendwo zu lesen waren und wenn, dann wurde alles
heruntergespielt. Man hatte dabei so seine Methode.


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RE: Die große Toröffnung

#70 von altberlin ( gelöscht ) , 23.11.2014 16:53

Dann war man recht schlampig bei euch. Ich habe im VEB Ausbau Berlin (nach der Wende dieser Betrieb :http://www.berliner-ausbau.de/index.shtml)
gelernt und dann bis 1984 gearbeitet, Arbeitsschutz war ein ganz wichtiges Thema. Monatliche Belehrungen wurden regelmäßig durchgeführt,
Kontrollen auf den Baustellen nicht selten.
Gefährlicher habe ich in den letzten 10 Jahren gelebt in der Krauterbude in BaWü. Besonders der Gerüstbau war katastrophal, der Zustand
der E-Geräte mehr als bedenklich, um nicht zu sagen, schrottreif.
Da kam es fast jährlich zu Unfällen durch gebrochene Gerüstbretter, lockere Geländer, verfaulte Schaltafeln als Arbeitsbühne, fehlende Geländer,
locker auch mal in über 6 m Höhe, zum Glück meist nur mit Prellungen und Abschürfungen in der Folge.
Eine kleine Kostprobe gefällig ?

DSCI0074.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) DSCI0075.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) DSCI0076.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) DSCI0077.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
.


vorwärts immer, rückwärts nimmer
E.H.

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RE: Die große Toröffnung

#71 von Gogelmosch , 23.11.2014 17:27

@Altberlin.
Es gab in diesen Betrieben auch monatliche Sicherheitsbelehrungen, aber konnten tlw.
nicht eingehalten werden, da primitivste Dinge fehlten. Da wurde bei der 150to-
Presse anstatt die Hydraulikmotoren weiterlaufen zu lassen, die Dinger einfach
abgeschaltet und vier Holzstempel untergebaut, um den Prssenkopf in gewisser Höhe
zu halten. Dann krauchte ein Repschlosser da rein, um einen Defekt zu beheben.
Die Lichtschranke war auch aus und dann gabs ein knirschendes Geräusch, die Holzstempel brachen und... Dabei wäre es auch noch möglich gewesen, einen dicken Stahlbolzen
zwischen Ober- und Unterpresse zwecks Arretierung einzusetzen. Es gab diesen Bolzen
nicht.
Die Beschickerin hatte den Auftrag, das geschnitzelte Holz im Hochtrichter den Kessel
zu beschicken. Es kam vor, daß das Holz manchmal noch recht feucht war und dann musste
sie mit ner langen Stange den Trichter freiräumen. Da das Holz trotzdem nicht so
wollte wie es sollte, musste sie in den Trichter steigen und weiter rumstochern, bis
das Zeug nachgab. Sie sollte sich dabei in ein Sicherungsseil einhaken. Doch gab es
weder Sicherungsseil noch ein Fangnetz. Der Kesselwärter hörte nur ein dumpfes Poltern
und fuhr seinen Kessel hoch, um das Holz zu Zellulose zu zerkochen, dabei werden
verschiedene Chemikalien zugeführt, hohe Temperaturen und Druck. Und die beiden
Kinder der Frau warteten vergebens auf ihre Mutter. Erst nach zwei Tagen suchte man
sie offiziell im Betrieb/Abteilung Kocherei.


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RE: Die große Toröffnung

#72 von Buhli , 23.11.2014 17:33

Altberlin, Gogelmosch berichtet sicher aus einer anderen Zeiten. Die intensive Arbeitsschutzbelehrung, kenne ich ohne Lücke, aus allen Baubetrieben, für die ich bis 1991, tätig war. Über die Einhaltung kann ich allerdings auch Bücher schreiben, denn wie er selbst erlebt haben muss, gab es da auch reichlich Unfälle. Mit Toten hatte ich glücklicher weiße, nicht zu tun.
Gogelmosch, wenn auch die ganze Unfallstatistik nicht besonders intensiv in die Öffentlichkeit getragen wurde. Sie scheint aber exakt geführt worden zu sein. Das entnehme ich den Aussagen, die sich mit der DDR Statistik beschäftigen. Es wäre aber auch Quatsch, jeden Unfall in der Presse breit zu tratschen. Wie hoch war doch gleich die Prozentzahl, die für wirklich wichtiges gilt? Diese Quote wird sicher auch damals gegolten haben.


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RE: Die große Toröffnung

#73 von altberlin ( gelöscht ) , 23.11.2014 17:59

Gogelmosch, es mag schon solche Zustände gegebeb haben,wie du sie schilderst, welche Konsequenzen hatten solche Unfälle ?
Wurden sie unter den Tisch gekehrt ? Hatte niemand den Arsch in der Hose, das an die richtige Stelle zu melden ?
So ganz ohne Reaktion in positiven Sinne hätte "Die Partei" das nicht abgetan.
Auch in der DDR hatte jeder Beschäftigte ein Recht auf Unversehrtheit, oft sogar mehr, als es heute der Fall ist.

Ich weiß von zwei Unfällen am Palast der Republik, die selbst verschuldet waren, mit tötlichen Ausgängen. Die wurden genauestens untersucht.
Ebenso gab es auf größeren Baustellen oft Arbeitsschutzbeauftragte, deren Aufgabe es war, zu kontrollieren.
.


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RE: Die große Toröffnung

#74 von Gogelmosch , 24.11.2014 06:40

Beim ersten Unfall weiß ich nur, daß alle Pressen auf damalige höchste Sicherheit
umgebaut wurden. Was es für personelle Folgen hatte, kann ich beim besten Willen
nicht mehr sagen. Ich weiß nur, daß es eine unheimliche Bambule gegeben hatte.
Den zweiten Fall untersuchte natürlich auch die Stasi, Kripo und Staatsanwaltschaft.
Es wurden auch da umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt. So wurde der Trichter
zum Rüttler umgebaut, sollte doch jemand den Trichter betreten müssen, gabs eine
komplette Bandabschaltung und ein Stahlnetz im Trichter, daß jährlich erneuert wurde.
Ein Wiederanfahren des Bandes war nur noch von außerhalb des Trichters möglich und
es wurde mit zwei Mann pro Schicht gearbeitet.
Personelle Veränderungen gab es. Der Sicherheitsingenieur wurde zu einigen Jahren Bau
verdonnert, der Abteilungsleiter ebenfalls und wurde auch entlassen, der Schichtleiter
flog raus und einen Teil Mitschuld trug auch die Mitarbeiterin. Den schwersten Schlag
erhielt der Betriebsdirektor. Er bekam eine strenge Rüge seitens der "Pattei", wurde
entlassen und trat 14 Tage später den Posten des Kombinatsleiter an, da er ein 1000%iger
war. Tja, man musste nur ein dickes Parteibuch haben und der Obrigkeit unterwürfig
sein und "schon klappts mit den Nachbarn".
Ähnlichkeiten mit heute sind rein zufällig.


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RE: Die große Toröffnung

#75 von Buhli , 24.11.2014 11:24

Plötzlich zwei pro Schicht? Da müssen wir uns nicht wundern, dass die Firmen nicht Wettbewerbsfähig waren. So was von Misswirtschaft aber auch.


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